Stadtrundgang 2
KLEINER STADTRUNDGANG TEIL 2!
Euch hat der erste Teil des Stadtrundgangs so gut gefallen, dass das natürlich fortgesetzt wird. In diesem Stadtspaziergang ist auch ein bißchen Kunst dabei. Im Jahr 2019 bekam die Stadt Regensburg Kunst-Zuwachs, in Form eines 870 kg schweren Wallers am Donaumarkt. Das Kunstwerk spaltet Regensburg in zwei Lager: die einen finden den goldenen Süßwasserfisch scheußlich, die anderen finden ihn gut. Wie auch immer, Schönheit liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters. Ich habe mir den Waller nochmal angeschaut und dabei einen kleinen Spaziergang für Euch zusammengestellt.
DURCH REGENSBURG BUMMELN:
Start des Stadtrundgangs ist diesmal beim Hallenbad in der Gabelsbergerstraße 8. Dort kann man „Die Ruhende“ anschauen, eine kubisch gearbeitete Figur aus Bronze von dem Künstler Seff Weidl aus dem Jahr 1955. Ich finde, die Figur hat tatsächlich etwas Beruhigendes. Trotzdem gehen wir die Gabelsbergerstraße weiter und überqueren die Adolf-Schmetzer-Straße an der Ampel.
Links sehen wir das Ostentor. Das ab 1284 entstandene fünfgeschossige Tor zählt übrigens zu den besterhaltenen gotischen Stadttoren in Deutschland und wurde einst zum Schutz der damaligen sogenannten „Ostenvorstadt“ errichtet. Die ehemaligen Stadtbefestigung hatte insgesamt sechs Tortürme. Früher war das Ostentor das Stadttor, durch das die aus Wien kommenden Kaiser in die Stadt einzogen. Die Auslaufstraße hinter dem alten Stadttor war früher die Ostroute in die österreichische Hauptstadt.
Geradeaus ist der Eingang zum Villapark. Dort liegt die königliche Villa, die von 1854 bis 1856 im Auftrag des bayerischen Königs Maximilian II. errichtet wurde, samt einer Parkanlage. Die Villa diente als Sommerresidenz für den König. Ist ja auch wirklich sehr schön gelegen diese Villa und schön anzuschauen, da kann man es im Sommer bestimmt gut aushalten.
Wir durchqueren den Villapark bis zur Donau und gehen links am Marc-Aurel-Ufer entlang bis zum Bayerischen Museum am Donaumarkt. Hier finden wir den 870 kg schweren „Goldenen Waller“, der am 18. Oktober 2019 feierlich vor dem Haus der Bayerischen Geschichte strandete. Das Berliner Künstlerteam stoebo, bestehend aus Cisca Bogman und Oliver Störmer, gestaltete das 8 Meter lange Kunstwerk für Regensburg. Wie gefällt er Euch?
Um die Ecke ist das große Domfenster des Museums, das sich in Richtung Altstadt öffnet und das so heißt, weil sich die Domtürme in dem 80 m² großen Fenster spiegeln. Von gegenüber kann man die Texte, die sich abwechseln, im Fenster sehen. In Leuchtschrift stehen dort Wörter wie: Grüß Gott, O’zapft ist, oder Ois Chicago, einem Spruch aus der Fernsehserie Münchner Gschichten.
Weiter geht es am Donauufer entlang Richtung Historische Wurstkuchl. Rechterhand liegen zwei Museums-Schiffe, die Freudenau und die Ruthof. Letzteres Schiff hat eine bewegte Geschichte: Es wurde in den Jahren 1922/1923 auf der Regensburger Ruthof-Werft gebaut, nach der das Schiff auch benannt wurde, und verkehrte dann als Zugschiff auf der Donau. 1944 lief die Ruthof in der Nähe des Ortes Érsekcsanád in Südungarn auf eine Mine und sank. 1956 wurde das Wrack gehoben und rekonstruiert. Unter dem Namen Érsekcsanád fuhr das Schiff fortan unter ungarischer Flagge und kehrte als Dampfschlepper auch immer wieder nach Regensburg zurück. 1979 wurde es vom Arbeitskreis Schiffahrtsmuseum Regensburg erworben und zu einem Museumsschiff umgebaut. Ehrlich gesagt ist es das einzige Museum in Regensburg, in dem ich noch nie war. Sobald es wieder offen ist, hole ich das nach. Versprochen.
Vorne sieht man schon den Brückturm und die Steinerne Brücke. Sie ist die älteste erhaltene Brücke Deutschlands. Hier bei der Wurstkuchl ist es normalerweise immer voll, kein Wunder, von hier sieht man die Brücke gut. Zählt mal die Bögen der Brücke 😉 Wie viele seht Ihr?
→ Die Steinerne Brücke hat 16 Bögen, wovon allerdings nur 14 zu sehen sind.
Vor der Wurstkuchl findet Ihr übrigens ein cooles Modell der Stadt Regensburg. Der Ursprung der Historischen Wurstkuchl war ein kleines, an die Stadtmauer angelehntes Gebäude, das während des Baus der steinernen Brücke von 1135 bis 1146 als Baubüro diente. Als das seinerzeit als achtes Weltwunder gefeierte Bauwerk vollendet war, zog das Baubüro aus und das kleine Gebäude wurde zur „Garküche auf dem Kranchen“. Die Kundschaft der Garküche waren Hafen- und Bauarbeiter, daher auch der Name „Kranchen“, das damalige Wort für Kräne. Damals gab es übrigens noch keine Würste dort sondern gesottenes Fleisch. Erst gegen 1800 kamen die bekannten Bratwürste auf den Grill.
Immer wieder ist die Historische Wurstkuchl bei Hochwasser überschwemmt worden. An der Seite kann man die Hochwassermarken sehen. Ganz schön krass. Hinter der Wurstkuchl sieht man übrigens ein Stück der alten Stadtmauer. Daneben ist der Salzstadel. Hier wurde Salz gelagert, das über die Salzach, den Inn und schließlich über die Donau nach Regensburg kam und hier mit Kränen entladen wurde. Die schweren Schiffe wurden früher teilweise von Pferden gezogen. Manche alte Pflastersteine hier haben noch Rillen, damit die Pferde beim ziehen der Schiffe besseren Halt hatten.
Am Salzstadel vorbei geht es rechts zur Steinernen Brücke. Der Brückturm bildete quasi die Grenze zu Regensburg, denn die Brücke war die Verbindung zwischen der freien Reichsstadt Regensburg und der bayerischen Stadt Stadtamhof, die erst am 1.4.1924 zu Regensburg dazukam und eingemeindet wurde.
Früher gab es drei Türme auf der Steinernen Brücke, diesen hier, einen Mittelturm und den schwarzen Turm am Nordende der Brücke bei der Stadt Stadtamhof. Der Brückturm ist der einzig erhaltene dieser drei Türme. In der Vergangenheit waren hier übrigens Schuldner eingesperrt. Mit einer Angel, die sie vom Turmfenster herabließen, erbettelten sie Münzen um ihre Schulden einzuholen. Kaum vorstellbar, oder?
Wenn Ihr weiter über die Brücke geht sieht man ungefähr auf mittlerer Höhe rechts einen Hahn und ein Huhn. Die sind wegen einer Sage aus dem Mittelalter hier in Stein gehauen. Angeblich schloss der Brückenbaumeister damals mit dem Dombaumeister eine Wette ab, wer zuerst sein Bauwerk fertigstellen würde. Nachdem der Dombau aber schneller voranging, schloss der Brückenbaumeister einen Pakt mit dem Teufel, der ihm helfen sollte. Der Teufel wollte im Gegenzug die ersten drei Seelen haben, die über die Brücke gehen. Von nun an ging der Brückenbau flott voran, die Brücke wurde zuerst fertiggestellt. Der Teufel forderte die drei Seelen, aber der Brückenbaumeister war nicht dumm: bei der Eröffnung jagte er erst einen Hahn, dann eine Henne und einen Hund über die Brücke. Zornig versuchte der Teufel die Brücke zu zerstören, weshalb sie, so die Sage, einen Buckel hat. Tatsächlich war die Brücke jedoch schon lange fertig, als 1273 mit dem Bau des Domes begonnen wurde.
Von dieser Stelle sieht man die sogenannte Gareisinsel. Den Spitz, das Mühlrad und die Gärten der Gareisinsel gibt es schon seit 1734. Die Insel, die durch einen Mühlkanal von den Häusern der Wöhrdstraße getrennt ist, hat sich seither kaum verändert.
So, unser letzter Stopp ist das Bruckmandl am höchsten Punkt der Steinernen Brücke. Warum das Bruckmandl hier ist weiß man nicht, die einen vermuten darin einen Südweiser, der nach Süden schaut und sich die Hand als Sonnenschutz an die Stirn hält. Die anderen glauben an eben erzählte Sage vom Teufel und dem Brückenbaumeister. Das Bruckmandl verkörpert demnach den besorgt nach dem Baufortschritt des Domes schauenden Brückenbaumeister. Wie auch immer, wir lieben das Bruckmandl! Vor ein paar Jahren hat irgendein Knallfrosch dem armen Bruckmandl den Arm abgebrochen. Zum Glück wurde es wiederhergestellt und ist wieder da und schaut unverdrossen gen Süden Richtung Dom.
Viel Spaß beim Stadtbummel wünscht Euch
Eure Annette
(Fotos: Annette Ebmeier)
(unbezahlte Werbung wegen Namensnennungen)
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