Der Pilzkiosk
Der Pilzkiosk in Regensburg!
Oder wie man bei uns sagt: das oder der „Schwammerl“. Eines der wenigen noch vorhandenen Exemplare weltweit.
Der Fliegenpilz am Beginn der Fürst-Anselm-Allee ist nicht zu übersehen. Amanita muscaria, so die botanische Bezeichnung – der Pilz mit der charakteristischen roten Kappe ist nicht nur als Glückssymbol bekannt, sondern auch aus zahlreichen Kinderbüchern oder Kinderliedern.
Diese Signalwirkung erkannte in den Wirtschaftswunderjahren die Firma Hermann Waldner KG aus Wangen im Allgäu und baute einen Kiosk in Form eines Fliegenpilzes. Der erste Pilzkiosk wurde 1952 bei einer Tagung des Verbandes großstädtischer Milchversorgungsbetriebe in Bayreuth aufgestellt. Später wurde dieser Prototyp nach Regensburg gebracht.
„Der Milchpilz als Milchverbrauchswerber“, so lautete damals der etwas holprige Slogan. Durch die auffälligen Kioske sollte der Milchabsatz gefördert werden. Eine pfiffige Marketing-Idee, wie sich herausstellen sollte. Der erste Pilz ging am 13.05.1952 nach Lindau – er ist noch heute in Betrieb.
So verbreiteten sich die auffälligen Milchpilze, oder „Milchschwammerl“, in den 1950er Jahren in ganz Süddeutschland. Wie der Name schon sagt, wurden hier Milchprodukte verkauft. Alkohol war damals erst ab 21 Jahren erlaubt, also traf man sich auf eine Erdbeer- oder Schokoladenmilch am Fliegenpilz.
Eine ältere Freundin von mir schwärmte mir mal vor, wie toll das in den 60er Jahren am Regensburger „Schwammerl“ war. Alles traf sich dort auf ein Milchgetränk oder man bestellte für zehn Pfennig Sahne in einer Waffel. Man darf nicht vergessen, dass nach dem zweiten Weltkrieg, nach Trümmerlandschaften und Not, der Glückspilz gerade recht kam. Und Bananenmilch schmeckte außerdem nach weiter Welt.
Doch nicht überall sorgten die Milchpilze für Begeisterung: Die Württembergische Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege in Ludwigsburg befand den Milchpilz in einem Brief vom 12.08.1952 beispielsweise für „geschmacklose Reklame, die besser nach Amerika passen würde“.
Der Hersteller, die Hermann Waldner KG hat sich den Entwurf und den Namen „Milchpilz“ übrigens schützen lassen. Inzwischen produziert die Firma Abfüllanlagen für Milchprodukte.
Die Milchpilze hatten ab Werk eine Höhe von 4 Metern, einen Nutzraum von 3,15 Metern und waren ausgestattet mit vier Schiebefenstern, einer Glastür, drei eingebauten Tischen und vier Regalen.
Die Holz-Fertigbauweise ermöglichte einen recht einfachen Auf- und Abbau. In der ursprünglichen Form wurde der Kiosk von einer wasserabweisenden Dachhaut aus Polyvinylchlorid überspannt. Sie hatte die charakteristische rote Farbe mit weißen Punkten. Die Einrichtung, wie Kühlschrank, Waschbecken, Schlagsahnezapfer und Eismaschine konnten als Zusatzgeräte mitbestellt werden. Fertig war der Kiosk.
Die Pilze waren so beliebt, dass sie sogar nach Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland und in die Schweiz exportiert wurden. Doch der Erfolg war von kurzer Dauer: der letzte Milchpilz mit der Seriennummer 49 wurde 1958 nach Mannheim geliefert. Heute sind von den Pilzkiosken nur noch acht in Betrieb.
Einer davon, die Nummer 38, steht bei uns in Regensburg in der Nähe vom Hauptbahnhof. Der seit 2003 unter Denkmalschutz stehende Regensburger Milchpilz in der Fürst-Anselm-Allee ersetzte den Prototyp, der nach der Bayreuther Tagung 1952 in Regensburg aufgestellt worden war.
Unser Schwammerl war sogar mal eine Dönerbude! Inzwischen wird es vom „What The Kiosk“ Betreiber Florian Rottke wieder als sehr schönes Stehcafé betrieben.
Solltet Ihr noch nie dagewesen sein, schaut mal auf einen Espresso vorbei. Es ist ein ganz besonderer Ort!
Regensburger Schwammerl – What the Kiosk?
Alberststrasse 14, Eingang Fürst-Anselm-Allee
93047 Regensburg
Geöffnet Montag-Samstag 8.00-16.00 Uhr und Sonntag 10.00-16.00 Uhr
Alle Fotos von RegensburgNow
(unbezahlte Werbung wegen Namensnennungen)
Unsere Ausflugstipps auf Facebook:
Kennt Ihr eigentlich schon unsere Facebookgruppe „Ausflugstipps in und um Regensburg plus Oberpfalz“ mit mehr als 22.000 Mitgliedern? Zur Gruppe bitte hier klicken.
RegensburgNow.de hat über 40.000 Leser im Monat und ist eine Seite der Agentur RegensburgNow
Wenn Sie Interesse an Werbung auf RegensburgNow haben, schreiben Sie uns bitte an mail@regensburgnow.de
Nichts verpassen! Abonniere unseren Newsletter:
Noch mehr Tipps gefällig? Dann bitte hier entlang: