Interview,  Kultur

Theater Theater

INTERVIEW MIT DEM THEATER-INTENDANTEN SEBASTIAN RITSCHEL:

Seit September 2022 hat der 1980 geborene Sebastian Ritschel die Intendanz am Theater Regensburg übernommen. Der studierte Musik- und Theaterwissenschaftler war zuvor an den Landesbühnen Sachsen Operndirektor und Leiter des Musiktheaters. Für seine Arbeit wurde Sebastian Ritschel mehrfach ausgezeichnet.

Wir durften dem neuen Intendanten ein paar Fragen stellen:

(RegensburgNow.de) Herzlich willkommen in Regensburg Herr Ritschel!
Sie sind kürzlich nach Regensburg gezogen. Haben Sie schon einen Lieblingsort oder Lieblingsplatz in oder um Regensburg?

Ich habe das Vergnügen, täglich auf den Bismarckplatz schauen zu dürfen, der mit seiner Lebendigkeit fast italienisch anmutet. Dazu tragen wir u.a. mit unserem Balkonsingen bei. Ich freue mich, dass die Regensburger*innen dieses Angebot so gut annehmen.

Was waren Ihre bisherigen Lebensstationen?

Geboren bin ich in Düsseldorf und in Leipzig habe ich mein Studium der Musik- und Theaterwissenschaft abgeschlossen. Nach einigen Jahren als freier Regieassistent u.a. in Dresden, Madrid und Salzburg war ich zehn Jahre leitender Dramaturg und Hausregisseur am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau. Anschließend bin ich als Operndirektor und Leiter der Sparte Musiktheater an die Landesbühnen Sachsen in Radebeul gewechselt. Mit Beginn der Spielzeit 22/23 darf ich dem Theater Regensburg als Intendant vorstehen.

Sie haben einen sehr zeitintensiven Beruf. Was ist das Spannende an Ihrer Arbeit?

Ich habe mich bewusst für die Diversität und Komplexität eines Mehrspartentheaters entschieden. Unsere fünf Sparten an fünf Spielstätten zu verorten, sie untereinander zu vernetzen und unser Publikum mit einem abwechslungsreichen Spielplan zu überraschen, ist eine spannende und sehr verantwortungsvolle Aufgabe.

Theaterleitung
links: Intendant Sebastian Ritschel | rechts: der Kaufmännischer Direktor Dr. Matthias Schloderer
© Jochen Quast

Die neue Spielzeit steht unter dem Motto „Wahrheiten“. Es gibt also mehrere bzw. warum wurde dieses Motto gewählt?

Mit unserem Spielplan laden wir das Publikum ein, nach persönlichen, eigenen Wahrheiten zu suchen, Halbwahrheiten zu hinterfragen und Unwahrheiten aufzudecken. Das Spielzeitmotto durchzieht als „roter Faden“ den gesamten Spielplan: vom berühmtesten Lügner der Kinderliteratur – PINOCCHIO – bis zum Wahrheitsministerium in der Oper 1984 oder der Schauspieluraufführung ZUKUNFTSMUSIK über Regensburger Wahrheiten bis zur entlarvenden Spielshow ECHT JETZT?! im Jungen Theater.

Sie sind nicht nur Intendant, sondern auch Operndirektor am Theater Regensburg. Was war die allererste Oper, die Sie gehört haben?

Meine allererste Oper, die ich gehört habe, war Rossinis IL BARBIERE DI SIVILGLIA an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Allerdings nicht als Zuschauer, sondern als 14-jähriger Statist auf der Bühne, denn ich durfte einen jungen Torero spielen.
Als Zuschauer habe ich tatsächlich mit Richard Wagners Tetralogie DER RING DES NIBELUNGEN begonnen und alle vier Teile – immerhin 16 Stunden Musik – in mich aufgesogen.

Haben Sie eigentlich einen Lieblingskomponisten?

Dies verändert sich von Zeit zu Zeit. Aber wenn ich Ihnen drei nennen sollte, wären es Leoš Janáček, Richard Wagner und Stephen Sondheim.

Woran arbeiten Sie gerade oder was ist Ihr nächstes Projekt?

Als Intendant stecke ich mitten in den Vorbereitungen für die kommenden beiden Spielzeiten. Ansonsten ist jede unserer diesjährigen 36 Premieren und 27 Konzerte das „nächste“ Projekt.
Als Regisseur bereite ich mich momentan auf meine kommende Inszenierung von Lorin Maazels Oper „1984“ vor.

Und jetzt die Regensburg-Frage, die keinem erspart bleibt: Knackersemmel oder Prinzess-Pralinen?

Ehrlich gesagt: bisher keines von beiden. Für einen kleinen Snack bin ich gern an der Wurstkuchl und für einen Kaffee bei „What a kiosk“ am Neupfarrplatz.

Zurück zum Theater. Was dürfen wir in diesem Herbst / Winter auf gar keinen Fall verpassen?

Natürlich unser Familienstück DER LÜGEN… WUNSCHPUNSCH zur Weihnachtszeit im Antoniushaus. Außerdem Bernsteins Operette CANDIDE und den Verdi-Klassiker MACBETH im Musiktheater, das Figurentheater MONSTA und die Mitmachoper BABBEL im Jungen Theater und die Komödie FRÄULEIN AGNES und noch vieles, vieles mehr…

CANDIDE
Carlos Moreno Pelizari, Michael Daub, Benedikt Eder, Kirsten Labonte, Eva Zalenga, Foto: TomNeumeier
© Tom Neumeier

 

Vielen Dank für das Interview!

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