Buchtipps
BUCHGESCHENKE!
Wir lieben Bücher! Kürzlich haben wir den wunderbaren Bücherpodcast „Seitenloge“ entdeckt und darüber berichtet (hier geht’s zum Artikel → Neue Podcasts). „Seitenloge“ wird von der Regensburgerin Katja Neugirg betrieben, die dort über ihre große Leidenschaft berichtet: Bücher, Bücher, Bücher! Katja ist selbst gelernte Buchhändlerin, war viele Jahre in London für deutsche Verlage tätig und hat inzwischen eine eigene Agentur für Vertrieb und Marketing für Verlage. Und eben einen Bücher-Podcast. Wir haben sie im Herbst getroffen und uns über Bücher unterhalten und freuen uns nun sehr darüber, dass Katja Neugirg für uns als Gastautorin über Bücher schreibt. Falls Ihr also auf der Suche nach Buchtipps für Weihnachtsgeschenke seid, bitte hier entlang:
Offene See
Das Buch „Offene See“ von Benjamin Myers handelt vom 16jährigen Robert, der während des 2. Weltkriegs in England in einem Bergarbeiterdorf aufwächst. Seine Großväter und Väter haben alle im Bergbau gearbeitet und auch sein Lebensweg ist vorgezeichnet: ihm ist klar, dass auch er eines Tages sein Brot unter Tage verdienen wird. Aber zuvor macht er sich zu Fuß auf den Weg, um das Meer zu sehen. Von klein an hat er sich für die Natur interessiert, hat Vögel beobachtet, geangelt und ist auf Bäume geklettert. Robert verdient unterwegs sein Geld als Tagelöhner, schläft in verlassenen Hütten oder alten Scheunen. Eines Tages, kurz bevor er das Meer erreicht, lernt er auf einem verwilderten Grundstück Dulcie kennen, eine ältere Frau, die ihn auf eine Tasse Tee einlädt. Dulcie ist ganz anders als die Frauen in seiner Heimat: sie ist unverheiratet, ihre Ansichten zu Ehe, Familie und Religion sind recht unkonventionell. Sie lebt mit ihrem Hund in einem verwitterten, etwas heruntergekommenen Cottage, das inmitten des verwilderten Grundstücks steht. Wenn die Sträucher nicht so hochgewachsen wären, könnte man auf das Meer schauen. Robert bietet Dulcie seine Hilfe an, als Gegenleistung für einen Schlafplatz und gemeinsame Mahlzeiten auf der Terrasse. Sie freunden sich an und Robert kommt zum ersten Mal mit Themen wie Kunst, Malerei und Dichtung in Berührung. Er findet Gefallen an den Büchern, die Dulcie ihm heraussucht und entdeckt seine Liebe zur Literatur. Als er eines Tages vorschlägt, die Hecke zu stutzen, damit man auf die offene See schauen kann, reagiert Dulcie sehr abweisend, und auch, als er in einer alten Hütte auf dem Grundstück ein Manuskript entdeckt, das ihr gewidmet ist, will sie nichts davon wissen. Im Laufe des Sommers lernt Robert einiges dazu, über das Leben und über menschliche Beziehungen. Die Sprache von Benjamin Myers ist sehr poetisch und bildgewaltig. Die Geschichte ist eher unaufgeregt, aber das Buch wird getragen von den wundervollen Beschreibungen der nordenglischen Landschaft und von der Freundschaft, die sich zwischen Dulcie und Robert entwickelt und die beide Leben verändert. Und: es ist ein zeitloses Buch. Eine sehr wohltuende Lektüre!
Benjamin Myers, Offene See | DuMont Verlag
Ein Sonntag mit Elena
so lautet der Titel des sehr berührenden Romans von Fabio Geda. Die Ich-Erzählerin ist die Tochter eines älteren Herrn, dessen Frau vor kurzer Zeit verstorben ist, und der seitdem versucht, sein Leben ohne sie zu leben. Früher war er ein erfolgreicher Architekt, ist viel gereist und seine Ehe war sehr glücklich. An einem Sonntagmorgen beginnt er damit, ein altes Familienrezept aus dem Kochbuch seiner verstorbenen Frau nach zu kochen. Er hat seine älteste Tochter mitsamt ihrer Familie zum Mittagessen eingeladen, von seinen drei Kindern hat er zu ihr noch am meisten Kontakt. Kurz zuvor sagt sie ab. Daraufhin macht er einen Spaziergang im Park und lernt dort Elena und ihren Sohn kennen. Er lädt sie spontan zu sich nach Hause zum Essen ein. Elena erzählt ihm aus ihrem Leben und von ihren Sorgen – sie ist sehr früh Witwe geworden, ist alleinerziehend und hat finanzielle Probleme. Elena, ihr Sohn und der ältere Herr verbringen den Tag miteinander und genießen die Gesellschaft des jeweils anderen. In Rückblicken erfährt man viel über das frühere Leben des Herrn, auch, dass er den Kontakt zu seiner jüngsten Tochter, der Ich-Erzählerin, abgebrochen hat. Wie sich das Leben für Elena und den älteren Herrn durch ihr Zusammentreffen verändert hat, erfährt der Leser erst zum Schluss der Geschichte.
Es ist ein feinsinniges Buch, das nachdenklich stimmt und mitunter auch ein wenig traurig macht. Eine schöne Geschichte mit einem stimmigen und hoffnungsvollen Ende – genau das Richtige für ein paar Lesestunden an einem Sonntagnachmittag!
Fabio Geda, Ein Sonntag mit Elena | hanserblau
Mit Blick aufs Meer
Elisabeth Strouts aktuelles Buch steht schon seit einigen Wochen auf der Spiegel Bestsellerliste. Eine Freundin empfahl mir den Vorgängertitel namens „Mit Blick aufs Meer“. Schauplatz des Romans ist Crosby, eine amerikanische Kleinstadt an der Küste von Maine. Protagonistin des Buches ist Olive, eine pensionierte Mathelehrerin, die über alle Menschen, die in ihrem Ort leben, eine sehr dezidierte Meinung hat und die an niemandem, so scheint es, ein gutes Haar lässt. Im Verlauf des Buches lernt man die vielen Facetten ihres Charakters kennen: von böse und wütend bis witzig und nett. Um Olives Leben herum werden die Geschichten vieler anderer Bewohner der Kleinstadt erzählt. Man lernt, dass nichts so ist, wie es scheint und dass jeder Mensch sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Diese Kleinstadt könnte überall auf der Welt sein. Und am Ende lernt Olive doch noch, das Leben zu lieben. Ein sehr anrührender Roman, der von einem großen Feingefühl der Autorin zeugt und der neugierig macht auf ihr aktuelles Buch mit dem Titel „Die langen Abende“. Dort erfährt man, wie es mit Olive weitergeht.
Elisabeth Strout, Mit Blick aufs Meer | btb Taschenbuch
Das Dorf in den roten Wäldern
Die kanadische Autorin Louise Penny schreibt spannende Krimis, die in einem kleinen (fiktiven) kanadischen Ort namens Three Pines spielen. Ermittler ist Armand Gamache, seines Zeichens Polizeichef von Québec. Die Einwohner sind alle liebenswert und manche auch ein wenig schrullig, und Three Pines ist ein Ort, von dem man sich vorstellen kann, dort zu wohnen, auch wenn dort immer wieder gemordet wird…Diese Krimireihe ist spannend, intelligent und humorvoll, aber nicht blutrünstig. Der Titel des ersten Bands lautet: „Das Dorf in den roten Wäldern“. Wenn Sie ihn lesen, lernen Sie Three Pines und das Team rund um Inspector Gamache kennen und lieben.
Louise Penny, Das Dorf in den roten Wäldern | Kampa Verlag
Liebe Katja, vielen Dank für die schönen Tipps!
Hier geht es zu Katjas „Seitenloge“
♥ Liebe Leser, viel Spaß beim Entdecken und bitte kauft beim lokalen Buchhandel ♥
(unbezahlte Werbung wegen Namensnennungen)
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